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Mythen & Fakten

Merte klärt auf!

Führt Rinderhaltung zur Klimaerwärmung?

Die Behauptung:
Rinder tragen einen wesentlichen Teil zur Klimaerwärmung bei. Bei der Verdauung entsteht eine erhebliche Menge Methan, das in die Atmosphäre entweicht. Methan ist um ein Vielfaches klimaschädlicher als CO2, was im Ergebnis dazu führt, dass der Verzehr von Rindfleisch einen großen Anteil am Klimawandel hat. Vergleichszahlen sagen, dass die Rinderhaltung mehr Klimagase verursacht als der Flugverkehr. Zur Rettung des Klimas wird deshalb empfohlen, den Verzehr von Rindfleisch drastisch zu reduzieren oder ganz auf Rindfleisch zu verzichten.


Die Fakten:
Richtig ist, dass Rinder Methan emittieren und dass dieses Gas grundsätzlich klimaschädlich ist. Die Schlussfolgerung, dass weniger Rindfleischverzehr dem Klima hilft, ist trotzdem nicht richtig. Wichtige Faktoren werden nämlich ausgeblendet. Zu den Fakten gehören auch folgende Punkte:

  1. Tatsächlich steigt die Konzentration von Methan und anderer klimaschädlicher Gase in der Atmosphäre seit längerem kontinuierlich an.1 Das hat aber ganz unterschiedliche Ursachen: Den höchsten Beitrag leisten natürliche Feuchtgebiete in den Tropen. Ein großer Anteil entfällt auch auf Nassfelder, auf denen Reis angebaut wird. Weitere Emittenten sind Mülldeponien, Erdöl- und Erdgasförderung – und eben Rinder, wobei hier der Löwenanteil auf Indien zurückgeht, dem Land mit den meisten Rindern. Die weiteren Spitzenplätze belegen China, die USA und Brasilien.2 Rinder aus Deutschland sind also nur für einen verschwindend kleinen Teil der Emissionen von Methan verantwortlich.
  2. Methan baut sich in der Atmosphäre in relativ kurzer Zeit wieder ab (ca. 12 Jahre), anders als CO2, das über sehr lange Zeit in der Atmosphäre verbleibt, nach hunderten von Jahren ist noch mehr als die Hälfte übrig. Ob der Anstieg der Methan-Konzentration in der Atmosphäre von einem erhöhten Ausstoß aus den verschiedenen Quellen liegt oder an einer Störung des chemischen Abbauprozesses, ist wissenschaftlich nicht abschließend erforscht.3
  3. Der Methanausstoß eines Rindes hängt auch von Haltung und Fütterung ab. Umfassende Studien haben gezeigt, dass hier Einsparungspotenziale liegen.4 Es gilt also, genauer hinzuschauen, wo und wie die Tiere gehalten werden und was sie fressen.
  4. Die Weidehaltung von Rindern hat zudem einen positiven Klimaeffekt. Auf den Grünlandflächen entsteht bei nachhaltiger Beweidung Humus, das CO2 im Boden speichert.5
  5. Rund ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland ist Grünland, das als Weide oder Wiese genutzt wird. Häufig lässt sich diese Fläche nicht anderweitig für die Lebensmittelproduktion einsetzen. Das heißt, zur Landschaftspflege und zur nachhaltigen Bewirtschaftung ist eine angemessene Tierhaltung nicht nur vertretbar, sondern geboten. Das gilt übrigens auch für den ökologischen Landbau.6

Quelle: DFV (Deutscher Fleischer-Verband)

 

1 www.umweltbundesamt.de/daten/klima/atmosphaerische-treibhausgas-konzentrationen
2 wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/Methan#Quellen
3 www.klimareporter.de/erdsystem/der-unheimliche-anstieg-der-methan-konzentration
4 www.duh.de/fileadmin/user_upload/download/Projektinformation/Verkehr/Methan/Hintergrundpapier_Minus-Me-than_Rinderhaltungsformen.pdf
5 www.zv-niederbayern.bayern.de/images/pdf/aktuelles/AnitaIdel_CoEvolution_Grasland__Weidetiere.pdf
6 www.landwirtschaft.de/landwirtschaft-verstehen/wie-funktioniert-landwirtschaft-heute/oekolandbau-was-heisst-das

Macht der Verzehr von tierischen Fetten krank?

Die Behauptung:
Tierische Fette, die mit der Nahrung aufgenommen werden, enthalten viele gesättigte Fettsäuren. Sie werden mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten in Verbindung gebracht, da sie im Blut den Anteil des „schlechten“ Low-Density-Lipoprotein-Cholesterins (LDL) erhöhen. Deshalb wird der Verzehr von Lebensmitteln mit hohem Anteil an gesättigten Fettsäuren nur in geringen Mengen empfohlen. Dazu zählen vor allem Lebensmittel tierischen Ursprungs wie rotes Fleisch, Butter oder Käse.


Die Fakten:

Die Behauptung basiert auf einer Vielzahl von Studien, die jedoch alle eine gemeinsame Schwäche haben: Sie stehen wissenschaftlich auf tönernen Füßen, weil sie zwar statistische Zusammenhänge aufzeigen, über die Ursachen dieser Zusammenhänge jedoch keine Aussagen treffen können.
Man kann diese Schwäche an einem bei Statistikern beliebten Beispiel anschaulich machen: Überall da, wo es in Deutschland viele Störche gibt, ist die Geburtenrate deutlich höher als anderswo. Nun ist es natürlich Unfug, aus diesem Zusammenhang ableiten zu wollen, dass der Storch die Kinder bringt, denn dieser statistische „Beweis“ hat offensichtlich ganz andere Ursachen, wahrscheinlich Unterschiede zwischen Stadt und Land.
In ernährungswissenschaftlichen Studien wird aber sehr häufig genau so gearbeitet. Es werden statistische Zusammenhänge ermittelt und daraus unzulässigerweise Kausalitäten abgeleitet. Das ist nicht nur unwissenschaftlich, sondern in vielen Fällen auch schlicht falsch.
Es wundert deshalb nicht, dass die Behauptung, tierisches Fett würde Herz-Kreislauf-Erkrankungen fördern, von immer mehr Wissenschaftlern infrage gestellt wird. Das „Ärzteblatt“, das von der Bundesärztekammer und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung herausgegeben wird, beschäftigte sich 2021 in einem ausführlichen Artikel mit neueren Erkenntnissen, die eine ganz andere Sicht der Dinge nahelegen.1
Die wichtigsten Aussagen, die in dem Artikel getroffen werden und die sich jeweils auf wissenschaftliche Untersuchungen stützen, sind folgende:

  1. Schaut man sich die aktuelle Datenlage an, gibt es in der Tat keine eindeutige Evidenz für einen schädigenden Effekt gesättigter Fette.
  2. Der Bezug zum LDL-Cholesterin ist ebenfalls fraglich, da gesättigte Fettsäuren vermutlich nicht die kleinen, gefährlichen LDL-Partikel erhöhen, sondern eher die großen, ungefährlichen LDLs.
  3. Erst der ganzheitliche Effekt aller Inhaltsstoffe von Lebensmitteln ist es, der mitunter einen positiven oder negativen Effekt auf unsere Gesundheit hat. Aus diesem Grund wird für den Freispruch einiger Lebensmittel plädiert, die reich an gesättigten Fetten sind, aber auch eine gesundheitsfördernde „Nahrungsmatrix“ besitzen: Darunter fallen unter anderem Vollmilch, Käse, dunkle Schokolade und unverarbeitetes rotes Fleisch.
  4. Es ist fraglich, ob die akademisierte Diskussion über die Fettsäure-Komposition in der Ernährung für die Patienten überhaupt hilfreich ist oder ob sie nur den Herstellern hilft, die Verbraucher durch falsche Produktversprechungen in die Irre zu führen.
  5. Der Nutri-Score gibt Lebensmitteln mit einem hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren Minuspunkte und macht sie damit möglicherweise ungesünder als sie sind.

Das Fazit:
Aus wissenschaftlicher Sicht ist die Behauptung, dass tierische Fette krank machen, wegen fehlender Nachweise nicht haltbar. Deswegen ist auch eine Ableitung von Ernährungsempfehlungen hieraus in höchstem Maße fragwürdig.
Es ist tatsächlich so, dass sich unter Wissenschaftlern eine sehr lebhafte und kontroverse Debatte darüber entwickelt hat, welche Sicht der Dinge die richtige oder wenigstens die wahrscheinliche ist. Wegen des Fehlens wirklich aussagefähiger Studien kann es hierauf nach derzeitigem Stand nur eine Antwort geben: Man weiß es nicht genau.
Aus ganz unterschiedlichen Gründen macht die Einbeziehung von Lebensmitteln tierischen Ursprungs, also auch Fleisch- und Milchprodukte, in die Ernährung Sinn. Die einzig nachvollziehbare und richtige Empfehlung muss also lauten: Iss von allem, aber von nichts zu viel, dann ernährst du dich gesund.

 

Quelle: DFV (Deutscher Fleischer-Verband)

 

1 www.aerzteblatt.de/archiv/217927/Ernaehrung-Gesaettigte-Fette-nicht-verteufeln

Ist der Tierschutz in Deutschland unzureichend?

Die Behauptung:
Nutztiere werden in Deutschland nicht gut gehalten. Der Anspruch, besser zu sein als andere, wird nicht erfüllt. Viele Skandale zeigen, wie besorgniserregend der Zustand der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung hierzulande ist.


Die Fakten:

Wenn man die Tierhaltung in Deutschland sachlich beurteilen will, muss man drei Themenfelder unterscheiden: Die gesetzlichen Vorschriften, Verstöße gegen diese Auflagen sowie die gesellschaftliche, wissenschaftliche und politische Diskussion darüber, ob die aktuellen Vorschriften ausreichend sind. Der Stand der Dinge lässt sich wie folgt zusammenfassen:

  1. In Deutschland gibt es neben den einschlägigen europäischen Normen eine Vielzahl von Vorschriften, die sich mit der guten Behandlung von Tieren beschäftigen. Beispielhaft kann man für den Bereich Nutztiere nennen:
    •    Tierschutzgesetz
    •    Tierschutz-Transportverordnung
    •    Tierschutz-Schlachtverordnung
    •    Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung
    Seit 2002 ist der Tierschutz zudem als Staatsziel im Grundgesetz verankert. Grundsätz-lich lässt sich also sagen, dass es kein Regelungsdefizit gibt.
  2. Es gibt jedoch Kritiker, die vermerken, dass Deutschland hier gegenüber einigen anderen europäischen Ländern in Teilbereichen Nachholbedarf hat. Im Tierschutzindex der Organisation World Animal Protection1, der häufig zitiert wird, rangiert Deutschland hinter Schweden, Österreich und Großbritannien. Dennoch ist die deutsche Rechtsetzung mit anderen als weltweit führend einzustufen.
  3. Aufgedeckte Skandale sind allesamt Gesetzesverstöße. Werden sie aufgedeckt, haben sie entsprechende Konsequenzen. Die rechtlichen Grundlagen sind also ausreichend.
  4. Kritisch zu sehen ist allerdings, dass offensichtlich zu wenig auf die Einhaltung der Vorschriften geachtet wird. Auf zwei Anfragen der Bundestagsfraktionen der Grünen und der FDP im Jahr 2018 antwortete die Bundesregierung, dass landwirtschaftliche Betriebe mit Tierhaltung in Deutschland im Durchschnitt nur etwa alle 17 Jahre kontrolliert werden. Tierhalter in Schleswig-Holstein bekamen rechnerisch nur alle 37,3 Jahre Besuch vom Amtstierarzt, solche in Bayern sogar nur alle 48,1 Jahre.2 So ist zu erklären, dass aufgedeckte Missstände zum Teil schon jahrelang andauerten.
  5. Festzustellen ist auch, dass die im Tierschutzrecht festgelegten Mindeststandards in manchen Teilen nicht mehr den gesellschaftlichen Vorstellungen entsprechen. Abgestoßen von Skandalbildern und wegen einer verstärkten Beschäftigung mit der Materie wünschen sich viele eine bessere Tierhaltung. Auch Teile der Wissenschaft erachten die aktuellen gesetzlichen Standards als nicht ausreichend.3
  6. Dennoch muss betont werden, dass die Haltung von Nutztieren in Deutschland in fast allen Betrieben einwandfrei ist und zu einem guten Teil schon jetzt über den gesetzlichen Mindestanforderungen liegt. Gesetzesverstöße von schwarzen Schafen stehen im öffentlichen Fokus, die Realität in den Ställen sieht aber anders aus.

Das Fazit:
Trotz einiger kritischen Stimmen kann man feststellen, dass Deutschland eines der besten Tierschutzgesetze weltweit besitzt. Es ist eine Tatsache, dass in den allermeisten landwirtschaftlichen Betrieben die Tiere sehr gut und häufig mit weit höheren Standards als in den meisten anderen Ländern Europas gehalten werden.
Dabei sind zwei Einschränkungen zu machen: Einerseits gibt es deutliche Defizite in der Überwachung, die immer wieder zu Fällen führen, die die Gesamtheit der Tierhalter in Misskredit bringen, anderseits wünschen sich weite Teile der Gesellschaft Fortschritte in der Tierhaltung auf der Basis der schon jetzt guten Standards.  
Der Deutsche Fleischer-Verband hat deshalb schon mehrfach gefordert, neue Regeln auf der Grundlage einer wissenschaftlichen Begleitung und eines großen gesellschaftlichen Konsenses im Tierschutzgesetz festzulegen und europaweit verbindlich festzuschreiben. Diese Verbindlichkeit für alle Tiere ist deutlich besser als die jetzt vorgesehene Einführung einer verbindlichen Kennzeichnung unterschiedlich guter Haltungsformen. Eine gesetzliche Regelung ist unbürokratisch und vermeidet die aufwändige Umverteilung von finanziellen Mitteln. Der europäische Ansatz vermeidet zudem, dass Tierhaltung in Länder verlegt wird, in denen geringere Auflagen bestehen als bei uns.

 

Quelle: DFV (Deutscher Fleischer-Verband)

 

1api.worldanimalprotection.org

2 Bundestagsdrucksache 19/3467 und Bundestagsdrucksache 19/3195

3www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Ministerium/Beiraete/agrarpolitik/GutachtenNutztierhaltung-Kurzfassung.pdf

Leben Vegetarier und Veganer gesünder und länger?

Die Behauptung:
Der Verzehr von Fleisch hat eine Vielzahl von negativen Auswirkungen auf die Gesundheit. Insbesondere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Diabetes lassen sich vermeiden, wenn man auf Fleisch oder besser noch auf alle tierischen Lebensmittel verzichtet. Vegetarier und Veganer leben deshalb gesünder und länger.


Die Fakten:

Gerade im Bezug auf eine fleischlose Ernährung gibt es eine Vielzahl von Untersuchungen und Ernährungsstudien. Auch hier gibt es wieder das bekannte Problem, dass sich viele Aussagen allein auf statistische Zusammenhänge beziehen, ohne aber fundierte Aussagen über die Ursachen dieser Zusammenhänge machen zu können. Aber der Reihe nach:


Der Mensch gehört zu den Allesfressern
Zunächst muss man festhalten, dass Menschen entwicklungsgeschichtlich zu den Allesfressern (Omnivore) gehören. Das heißt, der Körper ist im Prinzip darauf angewiesen, sowohl tierische als auch pflanzliche Lebensmittel zu sich zu nehmen, um alle notwendigen Nährstoffe zu erhalten. Zwar gibt es Völker, die sich ausschließlich mit Lebensmitteln tierischen Ursprungs ernähren (zum Beispiel in arktischen Gebieten), und wiederum andere, deren Kost fast ausschließlich aus Pflanzen besteht, das ist jedoch menschheitsgeschichtlich eher die Ausnahme.


Der Grund dafür liegt auf der Hand: Um „gesund“ zu leben, benötigt der Mensch bestimmte Makronährstoffe (Eiweiß, Fett, Kohlenhydrate) und Mikronährstoffe (Vitamine und Mineralstoffe). Besonders diejenigen Nährstoffe, die nicht im Körper selbst gebildet werden können, müssen über die Nahrung zugeführt werden. Und das geht erwiesenermaßen dann besonders gut, wenn die Mischung zwischen tierischen und pflanzlichen Produkten stimmt.  


Jede einseitige Ernährung ist dagegen als eher nachteilig einzustufen. Wer nur noch Gemüse isst und gar kein tierisches Eiweiß mehr zu sich nimmt, dem fehlen bestimmte wichtige Aminosäuren. Wer aber zu viel tierisches Eiweiß zu sich nimmt und zu wenig Gemüse isst, läuft Gefahr, zu wenige Ballaststoffe und bestimmte Vitamine aufzunehmen. Prinzipiell gesund ist also eine ausgewogene Mischkost.

 

Fleisch liefert Unverzichtbares
Bevor man beurteilt, ob eine fleischlose Ernährung funktionieren kann, muss man sich verdeutlichen, welchen Beitrag Fleisch in der Ernährung leistet. Fleisch liefert je nach Tierart nennenswerte Mengen an Eisen. Das im Fleisch enthaltene sogenannte Häm-Eisen wird im Gegensatz zu pflanzlichen Quellen gut aufgenommen. Hülsenfrüchte enthalten zum Beispiel relativ viel Eisen, der Körper kann es aber kaum verwerten. Fleisch ist aber nicht nur der effizienteste Lieferant für Eisen, sondern auch für Zink, Selen und für die Vitamine B1, B6, B12 und D3. Von besonderer Bedeutung sind zudem die n-3-Fett-säuren und vor allem auch Proteine zur Deckung des Bedarfes an essenziellen Aminosäuren.


Einen Teil der Nährstoffe des Fleischs kann durch andere Lebensmittel tierischen Ursprungs (Eier, Milchprodukte, Fisch) zugeführt werden. Der Ausgleich durch pflanzliche Lebensmittel ist dagegen deutlich schwieriger.


Gesundheitliche Folgen des Fleischverzichts
Tatsächlich wird in vielen Studien ein Zusammenhang zwischen dem Fleischkonsum und bestimmten Erkrankungen hergestellt, weil Vegetarier weniger häufig solche Erkrankungen erleiden. Vor allem Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind hier zu nennen. Allerdings: Keine der Studien gibt gesicherte Auskunft darüber, ob die Ursache dafür tatsächlich der Fleischkonsum ist. Es ist nämlich zu beobachten, dass Menschen, die sich für Fleischverzicht entscheiden, sehr oft ihre gesamte Lebensweise verändern: Sie treiben mehr Sport, sie rauchen weniger, sie reduzieren ihr Körpergewicht und sie trinken weniger Alkohol. Rauchen zum Beispiel gilt in Veganerkreisen als völlig inakzeptabel, weil die Zigarettenindustrie Tierversuche durchführen lässt. Die Vermutung liegt also nahe, dass nicht der Fleischverzicht, sondern die Ausschaltung anderer Risikofaktoren zu einer Reduktion von bestimmten Erkrankungen führt.

 

Andererseits ist es zweifellos so, dass eine vegetarische oder vegane Ernährungsweise durchaus auch Risiken mit sich bringt. Die vielleicht bedeutendste Gefahr ist die einer Mangelerkrankung, weil wichtige Bausteine der Ernährung, die gut über Fleisch oder andere tierische Erzeugnisse aufgenommen werden, fehlen.
Selbst die Organisation ProVeg, die aus dem Deutschen Vegetarierbund hervorgegangen ist, beschreibt auf ihrer Internet-Seite die Folgen eines Mangels an Vitamin B12 und das besonders erhöhte Risiko für Vegetarier und Veganer, einen solchen Mangel zu erleiden.1 Um solche Mangelerkrankungen zu vermeiden, empfiehlt ProVeg, angereicherte Lebensmittel zu essen oder auf Nahrungsergänzungsmittel zurückzugreifen. Offensichtlich sind auch die Vegetarier-Organisationen selbst nicht überzeugt davon, dass vegetarische oder vegane Kost allein für eine vollwertige Ernährung ausreicht.


Auch die Gefahren eines Eiweißmangels werden gesehen. Es wird eingeräumt, dass die biologische Wertigkeit des tierischen Proteins wegen der besonderen Aminosäurezusammensetzung deutlich besser ist als die des pflanzlichen Eiweißes. Auch ist die Verdaulichkeit und damit die Aufnahme im Körper bei tierischen Eiweißen deutlich besser. Dem müsse damit begegnet werden, dass man einerseits darauf achtet, mehrere verschiedene pflanzliche Proteinquellen zu nutzen und andererseits die Pflanzen gut gegart oder gut zerkleinert (z. B. im Mixer oder durch intensives Kauen) zu verzehren.2


In wissenschaftlichen Quellen wird eine vegetarische oder vegane Ernährung vor allem in Entwicklungsphasen sehr kritisch gesehen, also zum Beispiel im Kindes- oder Jugendlichenalter oder auch in der Schwangerschaft. Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) betont in diesem Zusammenhang die große Gefahr von Mangelerkrankungen, die kaum durch Nahrungsergänzungen auszugleichen ist. Grundsätzlich, bezogen auf alle Altersgruppen, wird festgestellt, dass bisher nicht abschließend geklärt ist, ob mögliche positive gesundheitliche Effekte bei Vegetariern das Risiko von Nährstoffdefiziten überwiegen. Bezogen auf Kinder und Jugendliche kommt die DGKJ zusammenfassend zu folgendem Ergebnis: „Insgesamt setzt eine vegetarische Ernährung im Kindesalter einen hohen Informationsstand der Eltern und Jugendlichen voraus und erfordert die gezielte Betreuung durch den Kinder- und Jugendarzt, ggf. in Kooperation mit einer entsprechend geschulten Ernährungsfachkraft.“ 3


Eine Mangelerkrankung ist aber womöglich nicht die einzige Gefahr bei einer rein veganen oder vegetarischen Ernährung. Eine Langzeitstudie der Universität Oxford erforschte die ge-sundheitliche Entwicklung von Fleischessern und Vegetariern.4 Dabei zeigte sich, dass Fleischesser zwar etwas häufiger Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben, Vegetarier jedoch ein um 20 % erhöhtes Risiko aufweisen, einen durch eine Hirnblutung ausgelösten Schlaganfall zu erleiden; und das, obwohl die Vegetarier in der Studie im Schnitt zehn Jahre jünger waren und weniger rauchten als die Fleischesser der Vergleichsgruppe.


Aber auch hier gilt: Ob das erhöhte Risiko einer Hirnblutung tatsächlich durch den Fleischverzicht verursacht wird (etwa durch einen Mangel an Vitamin B12), ist genauso wenig bewiesen wie die Behauptung, Fleisch verursache Herzkrankheiten. Man beobachtet in diesen Studien nur, Ursachenforschung ist das nicht.5

 

Das Fazit:
Nach allem, was man aus den Studien als gesicherte Erkenntnis ableiten kann, kann man feststellen, dass es durchaus möglich ist, sich vegetarisch oder vegan zu ernähren. Automatisch gesünder, so wie es viele behaupten, ist diese Ernährungsweise jedoch nicht.
Sicher sagen kann man auch, dass es immer aufwändiger und anspruchsvoller wird, je mehr tierische Produkte in der Ernährung weggelassen werden. Vegetarische und mehr noch vegane Ernährung verlangt ein hohes Maß an Wissen, an Disziplin und im Regelfall auch einen ausgeklügelten Ernährungsplan. Zudem empfehlen sogar Vegetarier-Organisationen, die ausreichende Zufuhr bestimmter unverzichtbarer Nährstoffe über Nahrungsergänzungsmittel sicherzustellen. Ob eine Ernährungsweise, bei der man zusätzlich Pillen schlucken muss, sinnvoll ist, muss letztlich jeder für sich selbst beantworten.

 

Quelle: DFV (Deutscher Fleischer-Verband)

 

1 proveg.com/de/ernaehrung/naehrstoffe/vitamin-b12-mangel-vorbeugen/
2 proveg.com/de/ernaehrung/naehrstoffe/eiweiss-proteinmangel-vegan-vorbeugen/
3 www.dgkj.de/fileadmin/user_upload/Stellungnahmen/1808_DGKJ_VegetarischeKost.pdf
4 British Medical Journal, September 2019
5 Siehe auch Artikel in der Ärztezeitung vom 16.10.2019, www.aerztezeitung.de/Medizin/Vegetarier-haben-weni-ger-Infarkte-jedoch-mehr-Insulte-402475.html

Wieviel Wasser wird durch die Fleischproduktion verbraucht?

Die Behauptung:
Die Produktion von Fleisch verbraucht Unmengen an Wasser. Bei Schweinefleisch werden pro Kilogramm fast 6.000 Liter eingesetzt, bei Rindfleisch sind es sogar mehr als 15.000 Liter. Angesichts der Tatsache, dass das verfügbare Trinkwasser weltweit immer knapper wird, ist das nicht zu rechtfertigen. Fleischkonsum ist schon aus diesem Grund unverantwortlich.


Die Fakten:

Richtig ist, dass in der landwirtschaftlichen Produktion Wasser eingesetzt wird, das liegt sowohl bei der Erzeugung pflanzlicher als auch tierischer Lebensmittel auf der Hand. Die Behauptung führt dennoch in die Irre, sie ist eine verzerrende Verkürzung der Tatsachen. Richtig ist:

 

  1. Wieviel Wasser eingesetzt wird und vor allem, welche Folgen das hat, hängt in großem Maß vom jeweiligen Erzeugerland ab. Es ist ein großer Unterschied, ob von einem wasserreichen Land ohne Wassermangel (z. B. Deutschland) oder von trockenen Regionen der Welt die Rede ist. Bewusst wird in diesem Zusammenhang mit weltweiten Durchschnittszahlen argumentiert, weil damit das Problem deutlich größer erscheint als es in Deutschland ist.
  2. Es kommt nicht nur darauf an, wieviel Wasser eingesetzt wird, sondern um welches Wasser es sich handelt. Die ausgewiesenen enormen Mengen beziehen sich auf sogenanntes „virtuelles Wasser“. Dieser Begriff wurde Anfang der 1990er Jahre von John Anthony Allen entwickelt. Der britische Geograph wollte damit eine Berechnungsgrundlage schaffen, wieviel Wasser in trockenen Regionen für Agrar-Produkte eingesetzt wird, die anschließend exportiert werden. Im Grunde ging es darum, den Export von Wasser aus trockenen Regionen zu bilanzieren. Insbesondere soll transparent gemacht werden, dass wasserintensive und exportorientierte Agrarnutzung in Trockenregionen der Erde ökologisch unsinnig und wirtschaftlich vergleichsweise unrentabel ist.1
  3. Beim virtuellen Wasser wird unterschieden zwischen Regenwasser, Schmutzwasser und Trinkwasser. Es wird auch von grünem, grauem und blauem Wasser gesprochen. Regenwasser und Schmutzwasser werden in diesem Sinne nicht „verbraucht“, sondern „genutzt“. Es geht nicht verloren, es bleibt dem Wasserkreislauf erhalten. Dasselbe gilt grundsätzlich auch für Trinkwasser, allerdings ist die unmittelbare Verfügbarkeit als Trinkwasser dann zunächst verloren.
  4. Nach Angaben der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung zählt die Landwirtschaft in Deutschland zu den Wirtschaftsbereichen mit dem geringsten Bedarf an blauem Wasser. Insgesamt wird dort nur etwa 1 Prozent der benötigten Wassermenge verbraucht. Zum Vergleich: Auf Haushalte entfallen zehn Prozent, auf Kraftwerke etwa 60 Prozent. Der größte Bedarf in der Landwirtschaft entsteht durch Bewässerung von Gemüse oder Kartoffeln.2 Weltweit ist das anders: Global ist die Landwirtschaft mit Abstand der größte Wasserverbraucher. Das liegt vor allem am großen Bewässerungsbedarf in wasserarmen Gebieten der Tropen und Subtropen.
  5. Bei der Fleischproduktion in Deutschland wird ganz überwiegend Regenwasser (gut 93 %) und Schmutz- oder Brauchwasser (rund 3 %) eingesetzt. Lediglich die verbleibenden knapp 4 % sind Trinkwasser, das aus der Wasserversorgung oder aus Brunnen entnommen wird.3
  6. Um einzuordnen, welche Auswirkungen die Nutzung von dieser Menge Trinkwasser auf die Umwelt hat, lohnt der Vergleich mit pflanzlichen Lebensmitteln, die in großer Zahl aus wasserarmen Regionen importiert werden. Die benötigte virtuelle Wassermenge je Kilogramm ist zum Beispiel bei Mandeln etwa gleich groß wie bei Rindfleisch. Mandelbäume im regenarmen Kalifornien werden aufwändig bewässert, was den regionalen Wasserhaushalt nachhaltig stört. Nur etwa 10 – 20 % des dort eingesetzten Wassers ist grün, dagegen sind fast 40 % blaues Wasser.4 Dieser Vergleich ist auch insoweit bedeutsam, als dass Mandeln auch als Basis für Milchersatzprodukte dienen, die angeblich ökologischer und gesünder sind.
  7. Der undifferenzierte Blick allein auf den virtuellen Wasserverbrauch ist nur wenig aussagekräftig, was man auch an einem anderen Vergleich erkennt. Hierzulande wird für die intensive Haltung von Rindern insgesamt rund 10.000 Liter virtuelles Wasser eingesetzt, bei extensiver Weidehaltung ist es mehr als doppelt so viel. Allerdings: Der Anteil an grünem, also ohnehin verfügbarem Regenwasser ist bei der Weidehaltung deutlich größer, weswegen insgesamt weniger blaues Wasser eingesetzt werden muss.
  8. Die Umweltschutzorganisation WFF hat in einer Studie 2021 untersucht, welche Auswirkungen unsere Ernährung auf den Wasserverbrauch hat.5 Hier wird mit dem Begriff „Wasserknappheitsfußabdruck“ untersucht, welche Produkte zum Verlust an Wasser beitragen. Ergebnis: „Nur 18 % des für unsere Ernährung nötigen Wasserverbrauchs gehen auf das Konto tierischer Lebensmittel. Wie an anderer Stelle bereits erwähnt, erklärt sich das dadurch, dass der Anbau von Futtermitteln für die Tierhaltung kaum auf Bewässerung angewiesen ist, darunter der Anbau von Weizen, Soja, Raps oder Gerste.“
  9. Als Folge dieser Zusammenhänge zeigt die WFF-Studie, dass der Wasserverbrauch einer Person stark ansteigt, wenn sie die Ernährung umstellt. Bei derzeit üblicher Ernährungsweise berechnen die WFF-Wissenschaftler einen Wasserverbrauch allein durch die Ernährung von 29,2 m3 pro Person und Jahr. Bei Vegetariern sind es 39,4 m3 und bei Veganern steigt der Wasserverbrauch sogar auf 45,4 m3 pro Person und Jahr. Auch das ist Resultat der genannten Ursache: Bei der Erzeugung von tierischen Lebensmitteln muss nur sehr wenig blaues Wasser eingesetzt werden, bei pflanzlichen Lebensmitteln durch die Bewässerung jedoch ungleich mehr.

Das Fazit:
Die Produktion von Lebensmitteln ist nur möglich, wenn man Wasser einsetzt, das haben Lebensmittel pflanzlichen oder tierischen Ursprungs gemeinsam. Wieviel Wasser eingesetzt wird, um welches Wasser es sich handelt und welche ökologischen Folgen das hat, hängt vor allem davon ab, in welcher Region auf dem Globus die Lebensmittel produziert werden.

Die häufig verbreitete Schreckenszahl von 15.000 Litern Wasserverbrauch pro Kilo Rindfleisch vermittelt ein völlig falsches Bild. Durch das Weglassen wichtiger Informationen wird eine Umweltschädlichkeit konstruiert, die es faktisch nicht gibt.

In Deutschland erzeugtes Fleisch schneidet im Vergleich sehr gut ab, in jedem Fall weitaus besser als viele pflanzliche Lebensmittel. Einerseits herrscht in Deutschland nach wie vor kein Wassermangel und andererseits wird hierzulande bei der Futtermittelproduktion und in der Tierhaltung nur sehr wenig Trinkwasser, sondern überwiegend Regen- und Brauchwasser eingesetzt, das dem regionalen Wasserkreislauf nicht entzogen wird. Wasser wird also nicht verbraucht, sondern genutzt.

 

Quelle: DFV (Deutscher Fleischer-Verband)

 

1 www.chemie.de/lexikon/Virtuelles_Wasser.html#:~:text=Zieht%20man%20die%20Bilanz%20des,verbrauchte%20Menge%20pro%20Produkt%20anfällt.
2 www.ble-medienservice.de/0433/ein-gutes-troepfchen-wasser-in-der-landwirtschaft
3 waterfootprint.org/media/downloads/Report-48-WaterFootprint-AnimalProducts-Vol1.pdf
4 www.durstige-gueter.de/mandel/
5 www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/Landwirtschaft/WWF-Studie-Kulinarischer-Kompass-Wasser.pdf

Macht Fett in der Ernährung dick?

Die Behauptung:
Die größte Gefahr von Übergewicht geht in der Ernährung von der Aufnahme von zu viel Fetten aus, weil Fette unter den wichtigen Bestandteilen der Lebensmittel (Kohlenhydrate, Eiweiß, Fett) die größte Energiedichte besitzen. Deshalb: Wer schlank und vital werden oder bleiben will, sollte möglichst wenig Fett essen. Lebensmittel, die viel Fett enthalten, beispielsweise viele Wurstsorten, sollten deshalb weitgehend gemieden werden.


Die Fakten:

Es gibt in der Wissenschaft verschiedene Theorien dafür, wie Übergewicht entsteht. Neben genetischer Veranlagung und allgemeinen Lebensumständen wird häufig der Überschuss von Energiezufuhr zu Energieverbrauch angeführt. Anders ausgedrückt: Wer Ernährung und Bewegung nicht vernünftig zusammenbringt und mehr isst als er braucht, nimmt zu.1

 

Es wirkt auf den ersten Blick einleuchtend: Ein Gramm Kohlenhydrate oder Eiweiß haben rund 4 kcal, ein Gramm Fett mehr als das Doppelte. Ergo: Wenn man Fett in der Ernährung reduziert, ist die Chance am größten, die Gefahr von Übergewicht zu bannen.

 

Ganz so einfach ist es aber nicht. Neben der Energiebilanz haben etliche andere Faktoren Einfluss darauf, wieviel Fett im Körper eingelagert wird, vor allem vergleichsweise komplizierte Stoffwechselprozesse. Zudem ist belegt, dass Fette weit besser sättigen als Kohlenhydrate. Im Idealfall wird deshalb bei etwas fetterer Nahrung weniger gegessen, in jedem Fall stellt sich jedoch deutlich später wieder ein Hungergefühl ein.2

 

Dieser Effekt liegt auch am Insulinspielgel, der deutlich ansteigt, wenn man vermehrt Zucker oder weiße Mehle, also Kohlenhydrate, zu sich nimmt. Viel Insulin befördert die Fetteinlagerung, weswegen heute von vielen Wissenschaftlern die kohlenhydratreichen Produkte deutlich mehr als Dickmacher bewertet werden als fetthaltige Erzeugnisse.3 Prominentes Beispiel dieser These ist die sogenannte PURE-Studie (Prospective Urban Rural Epidemiology), bei der mehr als 135.000 Personen aus 18 Ländern im Durchschnitt über 7,5 Jahre beobachtet wurden.4 Hier wurde zudem festgestellt, dass ein höherer Konsum von Kohlenhydraten zu einer erhöhten Sterblichkeit führt, während mehr Fett das Gegenteil bewirkt.5

 

Unwidersprochen bleibt dieses Ergebnis jedoch nicht. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) spricht vom sogar vom „PURE-Desaster“ und erkennt in der Studie methodische Mängel. Andererseits sieht sich die DGE mit ihren Ernährungsempfehlungen durch die Studienergebnisse durchaus bestätigt.6 

 

Wie oft in der Ernährungsforschung tut man sich schwer, eine klare, allgemeingültige Erkenntnis ausfindig zu machen. Hier ist es wieder, das bekannte Problem der Ernährungsforschung, das schon in vorangegangenen Folgen dieser Serie angesprochen wurde: Beobachtungsstudien bringen keine sicheren Erkenntnisse über Ursachen. Darauf weist auch ein Kommentar der Universität Hohenheim hin.7 Dort wird auf die Schwächen der PURE-Studie verwiesen, weil wichtige Faktoren unberücksichtigt bleiben. Dieser Einwand mag berechtigt sein, allerdings gilt das auch für alle Studien, die Fett verteufeln.


Es ist in jedem Fall wichtig, auf die Zufuhr von Fetten in der Ernährung nicht zu verzichten, denn sie sind wichtiger und unersetzlicher Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung. Sie ermöglichen zum Beispiel die Aufnahme der fettlöslichen Vitamine A, D, E und K. Bei einer fettarmen Diät kann es zu einem Mangel dieser Vitamine kommen.

 

Das Fazit:
Die schiere Vielzahl von Studien zum Thema Fett in der Ernährung machen es fast unmöglich, eine objektive Aussage zur treffen, zumal jeweils andere Forschungsergebnisse dargestellt werden. Für jede Blickrichtung, für jede Interessenslage und für jede Emp-fehlung gibt es die jeweils passende Studie. Der industrielle Hersteller von fettarmen Light-Produkten wird ebenso eine Bestätigung finden wie der Produzent von Pflanzenmargarine oder der Anbieter von Käse der Vollfettstufe.


Als gesicherte Erkenntnisse kann man aber festhalten: Fette sind ein unverzichtbarer Teil einer gesunden Ernährung. Die Gefahr, dick zu werden, ist beim Essen von Fett nicht höher als beim Verzehr von Kohlehydraten. Es ist wie fast immer: Die Menge machts. Wer sich ausgewogen ernährt und auf ein gutes Verhältnis von Energieaufnahme und Energieverbrauch achtet, braucht sich um das Fett nicht sorgen.

 

Quelle: DFV (Deutscher Fleischer-Verband)

 

1 www.bfr.bund.de/de/adipositas-54476.html#:~:text=Die%20Adipositas%20des%20Menschen%20ist,gespei-chert%2C%20wodurch%20das%20Körpergewicht%20ansteigt.
2 www.dlg.org/fileadmin/downloads/lebensmittel/themen/publikationen/expertenwissen/ernaehrung/2015_8_Ex-pertenwissen_Fett_Saettigungspotenzial.pdf
3 www.aerzteblatt.de/archiv/221597/Kontroverse-ueber-Nahrungsenergietraeger-Kalorien-versus-Kohlenhydrate
4 www.thelancet.com/article/S0140-6736(17)32252-3/fulltext
5 www.aerzteblatt.de/nachrichten/77869/Neue-Ernaehrungsregeln-Mehr-Fett-weniger-Kohlenhydrate-koennten-Sterblichkeit-verringern
6 www.dge.de/nachrichten/detail/das-pure-desaster/
7 www.uni-hohenheim.de/fileadmin/user_upload/SNFS_Kommentar_PURE_Studie.pdf

Erhöht der Verzehr von Fleisch das Krebsrisiko?

Die Behauptung:
Eine Studie der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC), eine Einrichtung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), hat 2015 für großes Aufsehen gesorgt.1 Forscher hatten dafür rund 800 Studien ausgewertet. Als Ergebnis haben sie verarbeitetes Fleisch als „krebserregend“ und unverarbeitetes rotes Fleisch als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft. Nicht zuletzt wegen dieser Ergebnisse empfehlen weltweit viele Experten, viel weniger verarbeitetes oder rotes Fleisch zu essen. Die „Erkenntnis“, dass Fleisch das Krebsrisiko erhöht, hat sich durch vielfache Verbreitung inzwischen als vorherrschendes Meinungsbild durchgesetzt.


Die Fakten:

Trotz der ständigen Wiederholung ist die Aussage, dass Fleisch Krebs auslöst, falsch oder zumindest durch nichts belegt. Inzwischen gibt es nämlich weitere umfassende Untersuchungen, die die IARC-Studie auf den Prüfstand gestellt haben und dabei zu ganz anderen Ergebnissen gekommen sind.
Eine internationale Gruppe von hochrangigen Wissenschaftlern hat sich zusammengeschlossen, um fundierte Ernährungsempfehlungen zu erarbeiten und bestehende Empfehlungen zu hinterfragen. Der Name dieses Zusammenschlusses: NutriRECS.2 Insgesamt 14 Wissenschaftler aus sieben Ländern nahmen sich 2019 die vorhandenen Stu-dien zum Thema Fleisch und Krebs erneut vor und überprüften deren Aussagekraft. Hieraus formulierten sie insgesamt sechs wissenschaftliche Arbeiten.3
Das Ergebnis dieser Untersuchungen ist eindeutig: Aus der vorliegenden Studienlage lässt sich kein Hinweis ableiten, dass Fleisch tatsächlich das Krebsrisiko erhöht, und schon gar nicht lassen sich daraus konkrete Ernährungsempfehlungen ableiten. Und das sind die wichtigsten Fakten:

  1. Die IARC hat sich allein auf Beobachtungsstufen bezogen. Dabei wird durch Befragungen im Nachhinein festgestellt, wieviel Fleisch die Studienteilnehmer in den letzten Jahren gegessen haben. Danach wird durch statistische Berechnungen versucht, Zusammenhänge mit Krankheiten zu finden. Eine Ursache-Wirkungs-Beziehung lässt sich damit aber nicht feststellen. Das sagt übrigens auch Dr. Stefan Kabisch vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung.4
  2. Insgesamt fand sich kein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen Fleischkonsum und 13 verschiedenen Krebsarten, zu Diabetes oder zu Herzkrankheiten.
  3. Der Zusammenhang zwischen einem hohen Fleischkonsum und bestimmten Erkrankungen, der in Studien ausgewiesen wird, bedeutet nicht, dass die Krankheiten tatsächlich von Fleisch ausgelöst werden. Naheliegender ist die Annahme, dass dafür eine insgesamt ungesündere Lebensweise ursächlich ist.
  4. Wer auf Fleisch verzichtet, aber stattdessen viel Zucker und wenig Ballaststoffe isst, enährt sich eher ungesünder, während ein hoher Fleischverzehr mit weniger raffinierten Kohlenhydraten und viel Gemüse und Vollkorn nicht automatisch ungesund ist.
  5. Allein die starke Reduzierung des Konsums von Fleisch oder gar der völlige Verzicht darauf hat keinen nachweisbaren Einfluss auf das Risiko, vorzeitig an Krebs zu sterben.

 

Das Fazit:

Nach der umfassenden Analyse von Studien, die die internationale Wissenschaftler-Gruppe vorgenommen hat, kann die Aussage, dass der Verzehr von rotem Fleisch das Risiko einer Krebserkrankung erhöht, nicht mehr gehalten werden. Richtig ist dagegen, dass es trotz tausender Studien keine gesicherten Erkenntnisse darüber gibt, inwieweit hier Zusammenhänge bestehen.
Es liegt die Vermutung nahe, dass es sich hier um einen ganz anderen Zusammenhang handelt: Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen ihre Ernährung umstellen und sich ausgewogener ernähren wollen, reduzieren dabei häufig den Fleischverzehr, weil sie der weit verbreiteten Aussage vertrauen, dass sich das gesundheitsfördernd auswirkt. Tatsächlich haben solche Ernährungsumstellungen eine positive Wirkung, das ist weitgehend unbestritten, allerdings eben nicht wegen des Fleischverzichts, sondern weil Ernährung und Lebensweise insgesamt verbessert werden. Der Fleischverzicht spielt also allenfalls eine untergeordnete Rolle, wird aber aus ideologischen Gründen in den Vordergrund geschoben. Aber auch diese Theorie ist nur eine Vermutung, auch sie lässt sich wegen der Schwächen der vorliegenden Studien nicht abschließend belegen.
Eine ausgewogene Ernährung mit Fleisch, so viel lassen die vorliegenden Erkenntnisse als Schlussfolgerung zu, ist gesundheitsförderlich und führt nicht zu einem erhöhten Krankheitsrisiko.

 

Quelle: DFV (Deutscher Fleischer-Verband)

 

1 Zusammenfassung der Studie der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorga-nisation (WHO) (in englischer Sprache): www.iarc.who.int/wp-content/uploads/2018/07/pr240_E.pdf
2 www.nutrirecs.com
3 Veröffentlicht im Fachmagazin „Annals of Internal Medicine“, 1. Oktober 2019
4 Tagesspiegel 30. September 2019

Wird wegen unseres Fleischkonsums der Regenwald abgeholzt?

Die Behauptung:
Die großen Regenwaldflächen in Südamerika sind für das Weltklima unersetzlich. Es wird aber immer mehr davon abgeholzt, weil auf den Flächen im Amazonas-Gebiet Soja angebaut wird, das bei uns in der Tiermast eingesetzt wird. Weil der Bedarf ständig steigt, geht immer mehr Regenwald verloren.


Die Fakten:

Tatsächlich werden vor allem in Brasilien seit vielen Jahren große Flächen an Regenwald gerodet, was eine große Belastung für das globale ökologische Gleichgewicht bedeutet. Im Durchschnitt der letzten zehn Jahre gingen jährlich rund vier Millionen Hektar verloren.1

 

Es ist richtig, dass ein Teil der auf diese Weise erschlossenen Flächen landwirtschaftlich genutzt wird. Dabei spielt auch der Soja-Anbau eine nennenswerte Rolle. Allerdings gibt es eine Vielzahl weiterer Faktoren. Die Tropenwaldstiftung „Oro Verde“ nennt als weitere Treiber der Rodung die Edelholzernte und den Abbau von Bodenschätzen wie Gold, Coltan oder auch Erdöl. Zusätzlich sorgen Infrastrukturprojekte, zu denen auch Staudämme und andere großflächige Eingriffe gehören, für den Verlust von Tropenwald.2 Ein wichtiger Faktor ist auch die Nutzung als Weidefläche.

 

Bei der landwirtschaftlichen Nutzung geht es häufig um Produkte für den Export nach Nordamerika, Asien und Europa. Neben Soja für Tierfutter sind hier Palmöl für die Lebensmittel- und Kosmetikindustrie und als Biodiesel, Eukalyptus für die Papierindustrie sowie Kaffee, Kakao und Südfrüchte zu nennen.

 

Der Soja-Anbau für Tierfutter ist also nur ein Faktor unter vielen. Auch ist es so, dass die landwirtschaftliche Nutzung der gerodeten Fläche eine wirtschaftliche Notwendigkeit der Menschen dort darstellt. Da es keine alternativen Einkommensquellen gibt, werden immer mehr Flächen urbar gemacht, um mit dem Verkauf der landwirtschaftlichen Erzeugnisse Einkommen zu erzielen.3 Richtig ist aber auch, dass große Konzerne dabei ordentlich mitverdienen.4

 

Die Gründe für die Abholzung liegen also tiefer, sie allein dem Futtermittelbedarf zuzuschreiben, ist unzutreffend. Selbst wenn kein Futtermittel nachgefragt würde, würde das für die Brasilianer an der Notwendigkeit der landwirtschaftlichen Nutzung nichts ändern.

 

Dennoch bleibt richtig: Es wird Soja von dort nach Deutschland exportiert, damit es hier als Basis für Lebensmittel und Futter eingesetzt werden kann. Allerdings nimmt diese Menge in Deutschland nicht zu, sondern seit einigen Jahren wieder ab, während der Anbau in Deutschland zunimmt. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Fraktion Bündnis90/Die Grünen aus dem Jahr 2020 hervor.5 Das heißt, dass der weltweit steigende Bedarf an Futtersoja mit all seinen Folgen nicht auf den Fleischkonsum in Deutschland zurückzuführen ist. Es handelt sich eher um ein Problem des wachsenden Fleischkonsums in Schwellenländern.

 

Das Fazit:

Die besorgniserregende Regenwaldabholzung hat eine Vielzahl von Gründen, vor allem soziale und ökonomische Gründe in den betroffenen Regionen. Auch dort, wo schließlich Landbau betrieben wird, ist Soja nicht die Ursache des Problems, sondern eine von vielen Möglichkeiten für die Menschen vor Ort, weltweit nachgefragte Produkte zu erzeugen. Ist es kein Soja, dann ist es etwas anderes.

 

Trotzdem darf man die Verantwortung nicht wegschieben. Es ist gut, dass die Importe aus Regenwaldregionen zurückgehen und stattdessen der Anbau von Eiweißpflanzen in Deutschland zunimmt. Dieser Trend sollte sich fortsetzen. Durch den hohen Anteil heimischer Futtermittel ist es jedenfalls so, dass der Verzicht auf Fleisch hier in Deutschland dem Regenwald keine Hilfe ist.

 

Quelle: DFV (Deutscher Fleischer-Verband)

 

1 de.statista.com/statistik/daten/studie/1184901/umfrage/verlust-der-globalen-regenwaldflaeche/
2 www.regenwald-schuetzen.org/regenwald-wissen/regenwald-zerstoerung/warum-wird-der-regenwald-abgeholzt
3 amazonas.de/kleinbauern-roden-urwald/
4 www.zalf.de/de/aktuelles/Seiten/ZALF/Regenwald-Felder-statt-Waelder.aspx

5 Bundestags-Drucksache 19/23345